Eine komplette Übersicht über alle gesammelten Aussagen aus Archivstücken des Bi(-/+) Archiv's
Die geschlechtliche Identität und die sexuelle Orientierung gehören zur Persönlichkeit jedes Menschen und werden von dem sozialen Wert- und Achtungsanspruch umfasst, der jedem Menschen zukommt. Jeder Mensch ist im Finden und Erkennen der eigenen, selbstempfundenen geschlechtlichen Identität und in seiner grundrechtlich verankerten sexuellen Selbstbestimmung zu schützen und anzuerkennen. Die wechselseitige Anerkennung des Anderen in seinen Eigenschaften, Fähigkeiten und Bedürfnissen ist Grundlage und zugleich Ausdruck von Nichtdiskriminierung, Selbstbestimmung, gerechter Teilhabe und Inklusion aller Menschen.
Zitat aus: "Aktionsplan LSBTI* Hamburg", B. Grundsätze, Leitlinien und Strukturen, I Anerkennung, S. 7; ArchivID: 143
Ich habe sie begehrt, als sei ich ein Mann, aber ich habe mir auch gewünscht, sie mit den Augen, den Händen, den Sinnen zu lieben, die nur allein Frauen besitzen.
Dadurch, daß Bisexualität so wenig erforscht und definiert wurde, weder von den Bisexuellen selbst, noch von anderen, finden sich unter dem Etikett “Bisexualität" Menschen, deren einziges gemeinsames Merkmal ist, daß sie aus dem Raster Homosexualität / Heterosexualität herausfallen.
Anja Feldhorst
Zitat aus: "AIDS-FORUM D.A.H. - Band XI - Bisexualitäten - Eine Dokumentation zu bisexuellen Lebensstilen und Lebenswelten.", S. 11; ArchivID: 335
Zitat aus: "AIDS-FORUM D.A.H. - Band XI - Bisexualitäten - Eine Dokumentation zu bisexuellen Lebensstilen und Lebenswelten.", S. 11; ArchivID: 335
Dr. Wolff stimmt mit Freuds Feststellung, alle Menschen seien bisexuell, überein: Sie hält Bisexualität für die Wurzel der menschlichen Sexualität. Die Konzeptionen von »Maskulinität« und »Feminität« seien der menschlichen Sexualität eigentlich unangemessen und nur kulturell oktroyiert. In Wahrheit, so die Autorin, gibt es nur eine menschliche Sexualität mit mannigfachen Ausdrucksmöglichkeiten, existieren in jedem Individuum homo- und heterosexuelle Komponenten. Die Anerkennung auch der gegengeschlechtlichen Komponente im eigenen Wesen sei eine Bedingung psychischer Gesundheit.
Auf keinem anderen Gebiet - sehen wir einmal vom religiösen ab - werden wir derart mit vorwissenschaftlichen Ansichten konfrontiert, nirgends gibt es eine solche Macht der Vorurteile. Das wissenschaftliche Denken hat sich im Bereich der Geschlechterfrage noch nicht genügend durchgesetzt.
Dr. Dr. Peter G. Hesse
Zitat aus: "Wörterbuch der Sexuologie und ihrer Grenzgebiete", Greifenverlag zu Rudolstadt, Rudolstadt, 1971, Vorwort; ArchivID: 145
Zitat aus: "Wörterbuch der Sexuologie und ihrer Grenzgebiete", Greifenverlag zu Rudolstadt, Rudolstadt, 1971, Vorwort; ArchivID: 145
Wenn also Wissenschaftler behaupten, wir seien alle einmal bisexuell gewesen in unserer Kindheit, dann können sie sich auf unzählige Beobachtungen stützen, die fast jeder und jede Einzelne für sich bestätigen kann. Doch bleibt uns die wilde Wahllosigkeit unserer Kindheit nicht erhalten. "Leider", sagen die einen, "Gott sei Dank", die anderen.
Dr. Günter Amendt
Zitat aus: "Das Sex Buch", Aufklärung für Jugendliche und junge Erwachsene., 1993, S. 150; ArchivID: 164
Zitat aus: "Das Sex Buch", Aufklärung für Jugendliche und junge Erwachsene., 1993, S. 150; ArchivID: 164
Leg deinen Kopf zwischen die Beine eines Mädchens. Leg deinen Kopf zwischen die Beine eines Jungen. Mach's dir bequem. Fühlst du es? Du willst doch nicht behaupten, das sei dasselbe. Hör zu, wenn ein Mädchen mit dir spricht. Hör zu, wenn ein Junge mit dir spricht. Du willst doch nicht behaupten, das sei dasselbe. Es ist anders. Das ist es.
Dr. Günter Amendt
Zitat aus: "Das Sex Buch", Aufklärung für Jugendliche und junge Erwachsene., 1993, S. 152; ArchivID: 164
Zitat aus: "Das Sex Buch", Aufklärung für Jugendliche und junge Erwachsene., 1993, S. 152; ArchivID: 164
Da der menschliche Embryo bis zum dritten Schwangerschaftsmonat die Merkmale beider Geschlechter aufweist und erst später durch Rückbildung der einen Anlage die Eingeschlechtlichkeit festgestellt wird, ist kein Mensch ganz frei von bisexuellen Anlagen. ... Erziehung und Gewöhnung bringen es mit sich, daß die homosexuelle Anlage meist bald gänzlich unterdrückt wird.
Dr. Karl Dietz, Dr. Dr. Peter G. Hesse
Zitat aus: "Wörterbuch der Sexuologie und ihrer Grenzgebiete", Greifenverlag zu Rudolstadt, Rudolstadt, 1971, Bisexualität, S. 48; ArchivID: 145
Zitat aus: "Wörterbuch der Sexuologie und ihrer Grenzgebiete", Greifenverlag zu Rudolstadt, Rudolstadt, 1971, Bisexualität, S. 48; ArchivID: 145
Ob wohl durch eine Statistik über die Verbreitung der Farbenblindheit schon jemand farbenblind geworden ist? Solange dies nicht der Fall, halte ich es für ausgeschlossen, daß jemand durch die Frage, ob er homosexuell sei, homosexuell geworden ist.
Dr. Magnus Hirschfeld
Während die heterosexuelle Liebe sich stets frei und schön, geachtet und geehrt entfalten konnte, hat die homosexuelle Liebe eine Geschichte von Blut und Tränen ohne gleichen hinter sich. Eine Liebe, die so zu Boden getreten, nicht hat zerstört, so geknechtet, nicht hat ausgerottet werden können, die soviel Erniedrigungen, Qualen, Haß, Spott und Hohn überdauerte und überstand, hat schon durch diese Vergangenheit den Beweis ihrer Existenzberechtigung erbracht, hat gezeigt, daß sie ein elementares Naturphänomen ist, dem gebieten zu wollen ebenso absurd und vermessen ist, als wollten wir der Erde die Anziehung, der Sonne das Scheinen verbieten.
Dr. Magnus Hirschfeld
Zitat aus: "Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen unter besonderer Berücksichtigung der Homosexualität", S. 15; ArchivID: 279
Zitat aus: "Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen unter besonderer Berücksichtigung der Homosexualität", S. 15; ArchivID: 279
Um wieder an einem Spezialgegenstand unserer Untersuchung, der Bisexualität, zu exemplifizieren, so glauben einige namhafte Autoren, daß es sich hier um eine ganz allgemeine, andere, daß es sich um eine außerordentlich verbreitete Erscheinung handelt, während wieder andere, nicht weniger beachtenswerte Gelehrte sie für verhältnismäßig selten halten, und noch andere geneigt sind, ihr Vorkommen überhaupt in Zweifel zu ziehen.
Dr. Magnus Hirschfeld
Zitat aus: "Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen unter besonderer Berücksichtigung der Homosexualität", 1906, S. 5; ArchivID: 279
Zitat aus: "Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen unter besonderer Berücksichtigung der Homosexualität", 1906, S. 5; ArchivID: 279
Wenn unsere Gesellschaft nicht so viele Gesetze zur Beherrschung der Moral aufgestellt hätte, würden wir bemerken, daß die sogenannten Abartigkeiten die Bedürfnisse sehr vieler Menschen befriedigen.
Dr. Sigmund Freud
Dass Homosexualität und Heterosexualität neben der Bisexualität hereditäre Erscheinungen sind, kann nur der ableugnen wollen, in dessen starre Dogmen diese Tatsachen sich nicht einfügen lassen.
Erich Mühsam
Zitat aus: "Die Homosexualität", 1 Aufl., M. Lilienthal Verlag, Berlin, 1903, S. 24; ArchivID: 707
Zitat aus: "Die Homosexualität", 1 Aufl., M. Lilienthal Verlag, Berlin, 1903, S. 24; ArchivID: 707
hier noch einmal der Hinweis, dass Bisexuelle ganz unterschiedlich sein können:
- monogam bis polyamorös,
- treu bis fremdgehend,
- nur Sex mit einem Menschen habend bis hin zum Swinger,
- asexuell bis nymphoman,
- von ein Geschlecht klar bevorzugend über fifty-fifty bis hin zu “queer” (offen über Geschlechtsidentitäten hinweg),
- gar nicht geoutet bis hin zu komplett geoutet,
- evtl. selbst transgender, intersexuell u. a.,
- sich selbst als bisexuell bezeichnend über offen, queer ... bis hin zu jede Schublade verweigernd.
Frank Thies, bisexueller Aktivist (DE)
Zitat aus: "BiJou 30 - Bisexuelles Journal, Ausgabe 30, 10/2015", S. 2; ArchivID: 61
Zitat aus: "BiJou 30 - Bisexuelles Journal, Ausgabe 30, 10/2015", S. 2; ArchivID: 61
Immer wieder wird die sexuelle Orientierung von Bisexuellen genutzt um sie als Feindbild zu deklarieren, obgleich sie in einer Abkürzungswelle als Bündnispartner_innen mitbenannt werden.
Bisexualität erfährt als Phänomen eine geringere gesellschaftliche Aufmerksamkeit als Homosexualität, obwohl sie vermutlich häufiger vorkommt als Homosexualität oder Heterosexualität. Entsprechend unterscheidet sich die Situation bisexueller Jugendlicher von der ihrer lesbischen und schwulen Altersgenossen.
Heiko Kleyböcker
Zitat aus: "Vielfalt fördern - wie lsbt-freundlich sind Jugendhilfe und Schule?", S. 5; ArchivID: 540
Zitat aus: "Vielfalt fördern - wie lsbt-freundlich sind Jugendhilfe und Schule?", S. 5; ArchivID: 540
Wir haben vieles an ihnen gutzumachen; denn wir haben sie seit Jahrtausenden verurteilt, ohne sie zu kennen. Noch schlimmer: wir haben es abgelehnt und systematisch verhindert, sie kennenzulernen.
Heinz Hunger
Zitat aus: "Milieubedingte Entstehung der Homo- und Bisexualität.", Geleitwort; ArchivID: 460
Zitat aus: "Milieubedingte Entstehung der Homo- und Bisexualität.", Geleitwort; ArchivID: 460
Es giebt keinen absoluten Mann. Es giebt kein absolutes Weib. Es giebt nur bisexuelle Varietäten.
Wir sind Alle Bisexuelle, Alle Zweigeschlechtliche und je nach Entwicklung fähig, zweigeschlechtlich zu empfinden und zu lieben, der eine mehr, der andere weniger – der eine in Form platonischer Freundschaft – der andere in Form mehr oder weniger platonischer Liebe.
Die Übergangstheorie geht davon aus, daß diejenigen, die sich bisexuell nennen, "eigentlich" homosexuell sind, und das ist genauso ein Irrtum wie die Überzeugung, jeder Mensch sei "eigentlich" bisexuell. Beide Annahmen beruhen auf der Vermutung, die sexuelle Orientierung sei in einem inneren Kern verankert, eine Annahme die als "Essentialismus" bekannt ist.
Mariana Valverde
Zitat aus: "Sex, Macht und Lust.", In: 'Bisexualität: Jenseits der sexuellen Grenzen.' S. 127; ArchivID: 618
Zitat aus: "Sex, Macht und Lust.", In: 'Bisexualität: Jenseits der sexuellen Grenzen.' S. 127; ArchivID: 618
Homosexuelle sollten aufhören anzunehmen, daß alle Bisexuellen entweder Angst haben, sich zu ihrem Schwul- bzw. Lesbischsein zu bekennen oder sich in einer Übergangsphase zur Homosexualität befinden.
Mariana Valverde
Zitat aus: "Sex, Macht und Lust.", In: 'Bisexualität: Jenseits der sexuellen Grenzen.' S. 127; ArchivID: 618
Zitat aus: "Sex, Macht und Lust.", In: 'Bisexualität: Jenseits der sexuellen Grenzen.' S. 127; ArchivID: 618
Die Rolle der Bisexuellen könnte darin bestehen, die Vielfalt sexueller Möglichkeiten zu betonen und zu bestätigen, und das in einer Welt, die jeder Mehrdeutigkeit ablehnend gegenübersteht.
Mariana Valverde
Zitat aus: "Sex, Macht und Lust.", In: 'Bisexualität: Jenseits der sexuellen Grenzen.' S. 128; ArchivID: 618
Zitat aus: "Sex, Macht und Lust.", In: 'Bisexualität: Jenseits der sexuellen Grenzen.' S. 128; ArchivID: 618
Bisexualität stellt eine Bedrohung dar, weil sie unser Klassifikationssystem herausfordert und unsere fundamentalen Vorstellungen über den Zusammenhang zwischen Geschlecht und Sexualität in Frage stellt.
Mariana Valverde
Zitat aus: "Sex, Macht und Lust.", In: 'Bisexualität: Jenseits der sexuellen Grenzen.' S. 128; ArchivID: 618
Zitat aus: "Sex, Macht und Lust.", In: 'Bisexualität: Jenseits der sexuellen Grenzen.' S. 128; ArchivID: 618
Wird von Bisexualität gesprochen, geraten mindestens drei Dimensionen des Betrachtens und der Realität durcheinander: die der unbewußten Wünsche, die des manifesten Verhaltens und die des Geschlechts.
Prof. Dr. Volkmar Sigusch
Zitat aus: "Anti-Moralia. Sexualpolitische Kommentare.", In: "Bisexuell, homosexuell, heterosexuell", S. 171; ArchivID: 622
Zitat aus: "Anti-Moralia. Sexualpolitische Kommentare.", In: "Bisexuell, homosexuell, heterosexuell", S. 171; ArchivID: 622
Was Homosexulität sei, meinen alle zu wissen. Was Heterosexualität ist, sowieso. Bei der Bisexualität aber ergeht es uns wie bei der Pornographie: Wie bekommen wir sie in den Griff?
Prof. Dr. Volkmar Sigusch
Zitat aus: "Anti-Moralia. Sexualpolitische Kommentare.", In: "Bisexuell, homosexuell, heterosexuell", S. 171; ArchivID: 622
Zitat aus: "Anti-Moralia. Sexualpolitische Kommentare.", In: "Bisexuell, homosexuell, heterosexuell", S. 171; ArchivID: 622
Ein strukturell homosexueller Mensch kann sich heterosexuell verhalten, ein strukturell heterosexueller Mensch kann sich homosexuell verhalten. In diesem Sinne sind alle Menschen potentiell bisexuell. Sie sind es prinzipiell aber auch insofern, als Männer weibliche und Frauen männliche Körpermerkmale besitzen und selbst dann, wenn die beiden Geschlechter kulturell trennscharf ausgestanzt sind, über Eigenschaften des jeweils anderen Geschlechts verfügen.
Prof. Dr. Volkmar Sigusch
Zitat aus: "Anti-Moralia. Sexualpolitische Kommentare.", In: "Bisexuell, homosexuell, heterosexuell", S. 171; ArchivID: 622
Zitat aus: "Anti-Moralia. Sexualpolitische Kommentare.", In: "Bisexuell, homosexuell, heterosexuell", S. 171; ArchivID: 622
Die Ergebnisse der modernen Sexualforschung zeigen, daß Menschen ohne repressive Erziehung, psychischen Druck und gesellschaftliche Sanktionen zu sexuellen Reaktionen gegenüber beiden Geschlechtern fähig sind.
Wie unsere Freunde und Nachbarn und sogar die Leute, die wir kaum kennen, es lieben, über uns zu richten. Es muß wunderbar sein, immerzu recht zu haben.
Normal ist der Durchschnitt aller Abweichungen.
Es liegt im Wesen von Minderheiten, daß sie ununterbrochen und bis zum Erbrechen erklären, wie sie die Welt sehen, in der Annahme, die Mehrheit in ihrer Maßlosigkeit würde sich die Zeit zum Zuhören nehmen.
I call myself bisexual because I acknowledge that I have in myself the potential to be attracted - romantically and/or sexually - to people of more than one sex and/or gender, not necessarily at the same time, not necessarily in the same way, and not necessarily to the same degree.
(Ich bezeichne mich selbst als bisexuell, weil ich anerkenne, dass ich in mir das Vermögen habe, romantisch und / oder sexuell - nicht zwangsläufig zur gleichen Zeit, nicht zwangsläufig auf die gleiche Art und nicht zwangsläufig in gleichem Ausmaß - von Personen angezogen zu sein, die mehr als eine geschlechtliche Identität haben.)
Robin Ochs, bisexuelle Aktivistin (USA)
Zitat aus: "Being Bi - Bisexualität zwischen Unsichtbarkeit und Chic", Einleitung; ArchivID: 525
Zitat aus: "Being Bi - Bisexualität zwischen Unsichtbarkeit und Chic", Einleitung; ArchivID: 525
Einige Ergebnisse der Studie lassen die Autoren zu der Erkenntnis gelangen, dass Bisexualität häufig als Übergangsphase genutzt wird, um negative Reaktionen der Gleichaltrigen abzumildern. Hierzu passt der Befund, dass bisexuelle Befragte seltener angaben durch ihr Coming-out Freundinnen oder Freunde verloren zuhaben.
Stefan Timmermanns
Zitat aus: "Lebenssituation lesbischer, bisexueller und schwuler Jugendlicher in Deutschland", S. 3; ArchivID: 167
Zitat aus: "Lebenssituation lesbischer, bisexueller und schwuler Jugendlicher in Deutschland", S. 3; ArchivID: 167